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Industrie 4.0:

Gesellschaftliche Megatrends halten Einzug in die Fabrik der Zukunft

Die deutsche und europäische Industrie kann zentrale gesellschaftliche Megatrends wie Urbanisierung, Energie- und Ressourcenverknappung nicht mehr länger ignorieren. Auch die klassische Fabrikproduktion muss sich im 21. Jahrhundert mit den zentralen gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandersetzen. Und zwar nicht aus Selbstzweck: Unter der Flagge Industrie 4.0 als Führungsinstrument gilt es vielmehr, die ureigenen Geschäftsprozesse weiter zu optimieren und damit im globalen Wettbewerb stabil und gut dazustehen.

Foto: Psipenta

Fabrikproduktion im 21. Jahrhundert.

Die Berliner Psipenta Software GmbH verweist in diesem Zusammenhang auf Studien, wonach bei weit über 50 Prozent der Beschäftigten die sogenannte „Work-Life-Balance“ mittlerweile an erster Stelle ihrer individuellen Wertehierarchie steht. „Daraus folgt zwingend, dass wir auch über neue Arbeitszeitmodelle nachdenken müssen“, sagt der Leiter Produktmanagement, Dipl.-Ing. Karl Tröger. Immer weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen heute immer mehr individuelle Produkte herstellen. Diese Atomisierung der Nachfrage führt letztendlich dazu, Produkte in der Stückzahl 1 mit hoher Variantenvielfalt in weitgehend automatisierten Fabriken zu produzieren.

Unter dem Stichwort „urbane Produktion“ – Arbeiten in der Nähe zur eigenen Wohnung – werden für die Fabrik der Zukunft völlig neue Konzepte benötigt. „Das fängt damit an, dass zukünftige Produktionsstätten nicht aussehen können wie althergebrachte“, berichtet der Leiter Produktmanagement weiter. Die Produktionsversorgung und -entsorgung wird, nach Auffassung des Berliner Softwarehauses, daher mit zunehmender Praxistauglichkeit des Konzepts Industrie 4.0 eine ganz andere werden. Heute noch gängige endlos lange Lkw-Schlangen vor den Werkstoren gehören in urbanen Produktionsstätten der Vergangenheit an. Tröger: „Die Infrastruktur wird sich in einem solchen Kontext mit verändern.“ Auch die zeitlich beschränkte Verfügbarkeit von Ressourcen und Energie muss in die Prozesse der produzierenden Unternehmen mit einfließen. Darüber hinaus gilt es, die Ressourcen-Effizienz zu steigern. Tröger: „Wir holen aus einer Tonne Roherz heute noch die gleiche Menge Stahl heraus wie vor 30 Jahren.“

„Aus diesen und anderen Gründen ist das Zukunftskonzept Industrie 4.0 eben nicht nur ein Industrie-Thema, sondern auch ein gesellschaftliches“, zeigt sich der Leiter Produkt-management fest überzeugt. Psipenta Software Systems jedenfalls sieht sich für die schrittweise Realisierung gut gerüstet. Tröger : „Bei mehreren Pilot-Anwendern haben wir mit einer rein bedarfsorientierten Produktionssteuerung bereits erste Etappenschritte realisiert.“
 

Forschungsprojekt ProSense zu hochauflösender Produktionssteuerung

Unter Beteiligung des VDMA und mehrerer Industriepartner hat das WZL an der RWTH Aachen das zunächst auf drei Jahre befristete Forschungsprojekt „ProSense – Hochauflösende Produktionssteuerung“ aufgesetzt. Entsprechend den nicht mehr länger zu ignorierenden Megatrends in unserer Gesellschaft sollen die Grundlagen einer neuen Produktionsplanung erforscht werden, die zum einen hinreichend granular ist, also hochauflösend, aber auch spezifische Aspekte wie Energie oder Ressourcenknappheit berücksichtigt. ProSense betreibt vor allem Grundlagenforschung und stellt sich den folgenden Fragen: Wie gehe ich mit den gigantischen Datenmengen der Zukunft um? Wie bekomme ich diese Daten überhaupt? Wie werden sie so aufbereitet, dass auch ein Produktionsleiter damit umgehen kann? usw. Die Psipenta Software Systems GmbH stellt sich innerhalb des Forschungsprojekts ProSense neben Querschnittsaufgaben in puncto Massendatenverarbeitung und -abbildung vor allem der Konsolidierung (Informations-verdichtung) sowie der Mensch-Maschine-Interaktion für die sich selbst optimierenden Feinplanungssysteme. / H.L.
 

Veröffentlicht in: „Produktion“

© Harald Lutz 2013
 


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